Mann am Steuer eines Linienbusses, tippt auf seinem Smartphone

Reisen mit dem Fernbus –
Bleibt die Sicherheit auf der Strecke?

 

Die gestern auf dem Fernsehsender RTL ausgestrahlte „Team Wallraff“-Reportage über die Fernbus-Branche hat deutlich gezeigt: Sicherheit steht nicht an erster Stelle. Die Einhaltung der Fahrpläne und eine möglichst große Einsparung von Kosten erscheinen wichtiger, als ein ausgeschlafener, fitter Busfahrer, der seine Fahrgäste sicher von A nach B transportiert. Aber es gibt neben der Übermüdung noch eine weitere Gefahr, die Fernbusfahrer und Autofahrer gleichermaßen unterschätzen – den Blindflug am Steuer.

Übermüdung ist wohl eine der gefährlichsten Ablenkungen am Steuer. Gegen den Sekundenschlaf kann man nur eine Weile gegenhalten. Aber wenn die Müdigkeit unerträglich wird und man doch ein Auge schließt, ist der Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes im Blindflug und das kann für die gesamten Fahrgäste dramatische Folgen haben. Ähnliches gilt aber auch für die Ablenkung durch das Smartphone am Steuer. Der gefährliche Trend macht auch vor der Busbranche nicht Halt. Dr. Michael Haberland, Verkehrsexperte und Präsident vom Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. sieht im Handy am Steuer ebenfalls eine extreme Gefahr, die jährlich zahlreiche Menschenleben kostet. Er fordert ein Umdenken aller Verkehrsteilnehmer und verantwortungsvolles Verhalten im Straßenverkehr.

Die Gefahr kennt mittlerweile fast jeder, trotzdem passieren immer häufiger Unfälle aufgrund der Ablenkung durch das Smartphone. Abgelenkt durch das Handy entsteht ein 23-fach höheres Unfallrisiko und man gefährdet dadurch sich selbst und auch andere unschuldige Verkehrsteilnehmer. So muss insgesamt für Deutschland von jährlich mindestens 500 Verkehrstoten im Straßenverkehr aufgrund von Ablenkung, meist hervorgerufen durch das Smartphone am Steuer, ausgegangen werden.

Blindflug am Steuer: So schnell kann es gehen!

Ein kleines Rechenbeispiel verdeutlicht die enorme Gefahr:

Ist der Fahrer „nur“ 3 Sekunden während der Fahrt durch das Handy in der Hand abgelenkt, dann bedeutet dies

  • bei 80 km/h ein Blindflug am Steuer von 66,7 Meter
  • bei 100 km/h ein Blindflug am Steuer von 83,3 Meter
  • bei 130 km/h ein Blindflug am Steuer von 108,3 Meter

Daher möchten der Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. und viele weitere namhafte Partner mit der Verkehrssicherheitskampagne „BE SMART – Hände ans Steuer, Augen auf die Straße“ Autofahrer und Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren, die  die Handynutzung am Steuer mit sich bringt aufmerksam machen.

Vor kurzem hat der Automobilclub bereits ein haarsträubendes Video veröffentlicht, in dem ein Fahrer von Flixbus/MeinFernbus während der Fahrt von Celle nach Hamburg auf der A7 am 20.12.2015 (20.12.2015 09:17 Fahrt CE-HH, Abfahrt in CE ca. 8:10) von einem der Fahrgäste knapp 90 Sekunden lang dabei gefilmt wurde, wie er auf seinem Smartphone tippt. 90 Sekunden, in denen der Fahrer unentwegt mit dem Handy spielt, während er einen vollbesetzten Bus teilweise im Blindflug steuert. Auf dem Video sieht es so aus, als ob der Fahrer eine App bedient.

Der Fahrgast hat daraufhin auch eine Anzeige bei der Polizei erstattet. Der Fahrer hat 1 Punkt bekommen und 60 EUR bezahlt. Obwohl rund 50 Menschen mit an Bord sein könnten, gibt es hier nur eine „kleine“ Bußgeldstrafe. Lächerlich, wenn man bedenkt, dass der Fahrer nicht nur für sich sondern auch für 50 Personen im Bus und viele andere Verkehrsteilnehmer die Verantwortung trägt.

 „Egal ob im PKW, LKW oder Bus – Dieses verantwortungslose und extrem gefährliche Verhalten muss sofort ein Ende haben. Da Bus- und auch LKW-Fahrer eine ganz besondere Verantwortung im Straßenverkehr haben, hinterfragen wir die Höhe der Strafe, die gleichsam auch für Autofahrer gilt. Zugleich ist es dringend nötig, dass sich etwas an der Einstellung der Verkehrsteilnehmer ändert. Mit Strafen alleine wird das aber sicher nicht gelingen. Daher gibt es unsere Kampagne „BE SMART!“ Hände ans Steuer – Augen auf die Straße“, so Verkehrsexperte Dr. Michael Haberland.

Zur Kampagne: „BE SMART! Hände ans Steuer – Augen auf die Straße“ ist ein gemeinsames Projekt des Automobilclubs Mobil in Deutschland e.V. und der TÜV SÜD AG. Sie ist die erste bundesweite Kampagne ihrer Art, die Verkehrsteilnehmer für die Gefahr der Handynutzung am Steuer sensibilisiert und deren Schirmherrschaft der Bundesminister für Verkehr und Digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt übernommen hat.

Sehen Sie das Video unter folgendem Link: www.youtube-nocookie.com/watch?v=-YKg1oxTyHM

Alle Informationen zur Kampagne gibt es unter www.besmart-mobil.de

Downloads:

Pressemitteilung