Gaffer filmen eine Unfallstelle

Gaffer am Unfallort – Ein lästiges Problem mit tödlichen Folgen

Ein Szenario, das sich auf unseren Autobahnen leider immer häufiger abspielt: Es ereignet sich ein Unfall und der Verkehr kommt fast zum Erliegen – obwohl eine Rettungsgasse gebildet und Einsatzkräften das Durchkommen zur Unfallstelle ermöglicht werden sollte. Die Ursache sind Gaffer, welche ihre Fahrt verlangsamen, um mit ihren Handys oder Kameras Fotos und Videos vom Unfallgeschehen zu machen. Damit verletzen sie nicht nur die persönlichen Rechte der Opfer, sondern behindern auch die Arbeit der Einsatzkräfte und gefährden infolgedessen das Leben der Betroffenen.

Was zeichnet einen Gaffer aus?

Gaffer sind Schaulustige, die meist aus Neugier handeln und am Unfallort verharren oder sich an diesem aufhalten, um das Unfallgeschehen zu beobachten und in Form von Fotos und Videos festzuhalten. Dabei erschweren sie häufig die Leistung erster Hilfe, weil ihre Sensationsgier überwiegt und sie sich den Verunglückten gegenüber nicht verantwortlich fühlen.

Welche Beweggründe haben Gaffer für ihr Verhalten?

Die Kriminologin und Psychologin Stefanie Kemme hat eine Erklärung für das Verhalten von Gaffern: Sobald man Informationen über sich selbst oder über eigene Erlebnisse im Internet verbreitet, würden Glückshormone ausgeschüttet, so eine Studie der Universität Harvard. Das dopaminale Belohnungssystem werde angesprochen, wenn entsprechende Szenarien verbreitet werden. Gaffer bewegen demnach die Produktion von Glücksbotenstoffen und die Bestätigung der Likes ihrer Posts zu ihren Handlungen.

Gefahren und Probleme durch Gaffer

Da sich Gaffer häufig nur auf das Unfallgeschehen sowie auf das Fotografieren oder Filmen der Opfer konzentrieren, bilden sie meist keine Rettungsgasse oder versperren den Einsatzkräften anderweitig den Zugang zur Unfallstelle. Des Weiteren entsteht durch die Verlangsamung der Fahrt ein Rückstau, wodurch Rettungskräfte den Unfallort nicht nur später erreichen, sondern auch Auffahrunfälle entstehen können. Dieses Verhalten hat nicht selten tödliche Folgen, da für die Opfer oft nur Minuten oder sogar Sekunden zählen.

Strafen für Gaffer

Um dem Problem entgegenzuwirken, wurden in den letzten Jahren Bußgelder und Strafen für das Gaffen eingeführt. Hier eine kurze Übersicht:

  • Wenn sich jemand einer öffentlichen Ansammlung anschließt oder sich nicht aus ihr entfernt, obwohl ein Träger von Hoheitsbefugnissen die Menge dreimal rechtmäßig aufgefordert hat, auseinander zu gehen, ist dies eine Ordnungswidrigkeit (Paragraf 113, Gesetz über Ordnungswidrigkeiten, OWiG) und wird mit einer Geldstrafe bis zu 1.000 Euro bestraft.
  • Führt das Gaffen zur Unterlassung einer Hilfeleistung, weil Rettungskräfte noch nicht am Unfallort eingetroffen sind, wird das Gaffen zur Straftat. Paragraf 323c des Strafgesetzbuches regelt die unterlassene Hilfeleistung und sieht eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr vor. Auch die Behinderung von Rettungskräften kann eine unterlassene Hilfeleistung sein, die bestraft wird. Die Strafe kann sich hierbei von einer Geldstrafe bis hin zu einer einjährigen Gefängnisstrafe belaufen.
  • Werden neben dem Gaffen weiterhin Videos oder Fotos von Unfallopfern reproduziert, drohen laut Paragraf 201a des Strafgesetzbuches bis zu zwei Jahre Haft. Das Anfertigen von Fotos oder Videos von Unfalltoten soll künftig mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bestraft werden.
  • Machen Fahrzeugführer Foto- oder Videoaufnahmen vom Unfallort bei laufendem Motor, wird dies als Nutzung von digitalen Geräten während der Fahrt gewertet und mit einem Bußgeld von mindestens 100 Euro und einem Punkt in Flensburg geahndet.

Richtiges Verhalten am Unfallort

Falls Sie vor den Rettungskräften den Unfallort erreichen, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  • Eigensicherung durch Anlegen der Warnweste
  • Absicherung der Unfallstelle mit einem Warndreieck
  • Erste Hilfe bei Unfallverletzten
  • Anruf bei der Feuerwehr, Polizei oder Notruf

Ist der Unfallort bereits durch Rettungskräfte abgesichert:

  • Rettungsgasse bilden
  • Anweisungen der Einsatzkräfte befolgen
  • Unfallgeschehen und Verletzte nicht filmen oder fotografieren
  • Zügig an Unfallstelle vorbeifahren, nicht stehen bleiben.

Denn auch hier gilt: BE SMART! Hände ans Steuer und Augen auf die Straße

Es bleibt zu hoffen, dass potenzielle Gaffer durch die Aufklärung über die Folgen ihres Verhaltens zur Vernunft gebracht werden und künftig keine Behinderung mehr für Rettungskräfte darstellen. Das richtige Verhalten im Straßenverkehr rettet Leben. Das gilt an einer Unfallstelle als auch am Steuer. Denn leider wird das Handy auch viel zu häufig am Steuer genutzt, was oft auch zu schrecklichen Unfällen führt.